Im Folgenden werden Lösungsansätze und Probleme beim Recycling und der Produktion von Sekundärrohstoffen aufgezeigt. Für die Wahl des richtigen Verwertungsverfahrens ist der Verunreinigungsgrad der Inputstoffe gerade bei der Gummiverwertung entscheidend. Dabei wird im Folgenden auf die verschiedenen Arten von Verwertungsbetrieben in der Praxis Bezug genommen.
A1) Gummiabfall zu Granulat im Sportplatzbau
Aus sauberem Gummiabfall wird z.B. ein 0-8 mm Gummigranulat erzeugt für einen dämpfenden Sportplatz-Unterbau mit Kunstrasen aus PE Fasern und eingestreutem 0-3 mm Gummi-Granulat.
Neue Sportplätze erhalten als Unterbau und Drainageschicht eine Gummi-Kiesmischung mit bis zu 30 % Kiessteinanteil. Dieses Abfallgemisch kann kein Mensch hochwertig recyceln, und auch die
Verbrennung wird damit nicht glücklich werden. Hier wurden neue Produktnormen vom Verband vorgegeben, die nicht umweltfreundlich sind.
A2) Gummiabfall zu Mülltonnenrädchen
Aus Gummistaub oder feinem Granulat wird oft mit PU-Kleber eines der hundert Millionen Mülltonnenrädchen gepresst (Deutschland mit ca. 30 Mio. Haushalten a 3 Mülltonnen a 4 Räder...
Alte Gummirädchen sind oft als Abfall noch mit anhaftenden Kunststofffelgen und Metall behaftet und deshalb und wegen ihres minderwertigen, verklebten Gummianteils nicht zu reyclen, eine Verbrennung wird die Lösung sein.
A3) Granulat aus PKW- und LKW-Reifen
Die Verarbeiter von Reifen sind meist spezialisiert auf entweder LKW- oder eine Mischung von LKW- und PKW-Reifen. Selten werden nur PKW-Reifen recycelt. Der LKW-Anteil fördert ein einheitliches und
weicheres Produkt. Im Vergleich dazu ist der Kautschukanteil und damit der Weichheitsgrad von PKW-Reifen mit Sommer- und Winterreifen stark unterschiedlich.
Bei LKW-Reifen ist die Qualität vom Gummi relativ einheitlich. Deshalb wird deren Verarbeitung bevorzugt. Auch enthalten LKW-Reifen dickere Drähte und relativ gesehen weniger Textil, sodass mit
Magneten bei gröberer Granulatstruktur besser Verunreinigungen entfernt werden.
A4) Gummistaub als eine Komponente in Ölbindemitteln
dabei handelt es sich ume eine besonders umweltfreundlichen und hochwertige Weiterverwendung der Gummipartikel. Wegen der EU weit hochen PAK Anforderungen dürfen jedoch nur reinste Gummipartikel
verwandt werden, was den genannten Einsatz deutlich einschränkt.
Siehe auch Ölbinder der Firma Schucu: Verweis zur Webseite www.oel-bindemittel.de
B1) Gummimischungsreste
Als GAV arbeiten wir nun seit fast 10 Jahren mit unserem türkischen Partner GT bei dem Thema erfolgreich zusammen. Inzwischen liefern wir über 3.000 t jährlich an unvulkanisierten Mischungsresten.
Auch hier gelten nicht nur in der EU immer strengere Umweltstandards, die wir begrüßen. So müssen Abfallimporteure inzwischen für Gummimschungen Verwertungsanlagen nachweisen und die Emissionen
umweltanalytisch dabei überprüfen lassen. Auch wird jede Ladung auf Vulkanisiationsgrad geprüft.
Gerne werden überlagerte oder fehlerhafte Mischungen für dickwandige oder einfache Matten verwendet. Sind die Anteile an vulkanisierten Resten in der Knetmischung zu groß, kann das Material nicht mehr verwendet werden.
Einige Gummimischungen sind mit Beschleunigern versetzt, die auf der einen Seite eine schnelle Verarbeitung in der Produktion gewährleisten, auf der anderen Seite aber beim Recycling allein schon
durch Transport, an der Luft, in der Wärme und unter Luftfeuchtigkeit ausvulkanisieren und das Recyceln unmöglich machen.
Knotenartige Verhärtungen können mit kammartigen Crusher-Walzen herausgefiltert werden.
C1) Gummiabfall als Brennstoff zusätzlich zu Fluff oder Kohlenstaub
Grundsätzlich eignen sich technische Gummiabfälle nicht mehr zur Verbrennung. Zum einen ist der Brennwert so hoch, dass er unerwünscht heisse Verbrennungsprozesse erzeugt bzw. nur gering zudosiert
werden kann. Zum anderen enthalten die technischen Gummiabfälle im Gegensatz zu den Reifenabfällen viel mehr als die maximal zulässigen 0,5-1 % Chloranteil, der bei europäischen
Verwertungsanalgen noch zulässig ist.
Manche Verwerter versuchen, diese Beschränkungen durch Auslandexporte zu umgehen. Aber z.B. die Türkei sperrt sich inzwischen gegen solche Abfalllieferungen. Das finden wir gut, denn die dabei entstehenden Dioxinabgase aus Zementkraftwerken stören dort den Produktionsprozess. Und sie würden auch zu uns herüberwehen.
Und überhaupt gibt es auch korrekte Wege zur Verwertung chlorhaltiger Gummiabfälle, die wir nutzen.
Generell hängt bei der Verbrennung von Gummi die Verarbeitung vom Chlorgehalt, der Stückigkeit und der Metallverureinigung ab. Ein Chlorgehalt über 0,5% ist bereits problematisch, weil bei der Verbrennung Salzsäure entsteht und die Anlagenrohre aus Metall angreift, wenn keine teure und aufwändige Neutralisation durchgeführt wird. Eine Stückigkeit unter ca 150 mm ist wegen der kontinuierlichen Förderung in den Verbrennungsprozess erforderlich. Hier gilt wie unter P1, daß kleine Metallverunreinigungen erlaubt sind.
Bei Zementwerken werden Altreifen in unterschiedlicher Ausführung verwendet als Zusatz der Befeuerung.
Dieser Verwendungsweg ist stark rückläufig, weil die meissten Zementwerke inzwischen auf etwas grössere Einblasstoffe wie Fluff umgestellt haben und Stäube oder Gummi an sich immer weniger genutzt wird.
Manche Werke nutzen ganze PKW- und LKW Reifen, welche mit einer Schleuder in das Stützfeuer geschleudert werden. Andere nutzen vorrangig ca. 200 mm Stücke. Daneben werden die Ölfeuer durch
blasfähigen Kohlenstaub und Brennstoffstaub bzw. Fluff (Mischung aus Brennmaterialien unterschiedlicher Herkunft) gestützt.
D1) B-Qualität Industriefertigprodukte
Bei fast jeder industriellen Fertigung entstehen B-Produkte, eine große Problematik für Markenhersteller. Sie befürchten, sich mit dieser preiswerteren Variante, ihren eigenen Markt zu zerstören. Oft
finden diese Produkte jedoch einen neuen Markt, der von der ursprünglichen Ware gar nicht bedient werden kann. So werden aus dünnen Gummibodenfliesen z.B. in Pakistan Fußmatten hergestellt.
P 1. Kleine Metallverunreinigungen
Viele Verarbeiter für z.B. Sportplatzgranulat haben einfache Shredder und Mühlen zur Produktion. Kleine, vereinzelte Metallteile werden durch permanente Magnete herausgezogen. Diese Verarbeitung
funktioniert dann, solange nur eine geringe Anzahl an ungefährlich kleinen Metall-Verunreinigungen vorliegt.
Bei großen einzelnen Metallteilen würden die Shredder und Mühlen zerstört. Bei 300 U/Min reicht eine Schraube, um sämtliche Messer in den Maschinen zu beschädigen. Dieser Abfallstrom muß andere
Vearbeitungswege finden oder aufwendig per Hand vorsortiert werden.
P 2. Farbverunreinigungen und Kunststoffanhanftungen
Laut Din Normen von 18. oder 19. xx dürfen Mülltonnenrädchen nur schwarz sein und keinen farbigen Punkt aufweisen. Entsprechend werden bunte Gummiabfälle oder Gummi mit farbigen Anteilen zum Problem
für diese Verarbeitung. Sportplatzgranulat sollte auch schwarz sein. Als Kunststoffverunreinigung sind z.B. Streifen oder Klipse im Gummi möglich.
In geringen Mengen eignet sich das Material dennoch als Einsatz im Sportplatzbau, wenn der Sportplatzbauer den Architekten von der (Farb-) Unbedenklichkeit im Unterbau überzeugen kann. Diese
Überzeugungsarbeit ist wesentlich leichter während der Hochsaison des Baus. Im Spätsommer wir öfter ein Material mit leichten Fehlern benutzt, wenn es nur noch wenig Granulat auf Vorrat gibt und
deshalb die Farbgenauigkeit nicht mehr zu 100% beachtet wird, weil einfach wenig Baumaterial noch auf dem Markt verfügbar ist. Farbsehen ist also immer relativ und abhängig von der Jahreszeit,
besonders bei Architekten!
P 3. Weiche oder harte Gummiabfälle
Der Verarbeiter muß auf die richtige Mischung von harten und weichen Abfällen achten, damit sein Produkt z.b. im Sportplatzbau immer gleiche Eigenschaften aufweist. Dafür werden für das Endprodukt
wie in der Bäckerei die Zutaten entsprechend zugemischt.
P4. Hochbeschleunigte Gummimischungen
Für Endlosprodukte wie Bodenbahnenware aus Gummi werden schnell reagierende Mischungen in der Original-Produktion benötigt. Davon anfallenden Abfall-Mischungen können schon beim Transport nach
wenigen Tagen vollständig für das Recycling verderben. siehe auch B1.
Werden solche Mischungen z.B. nach China im Container versandt, und der Container ist gerade ganz oben direkt unter der Sonne verladen, werden im Inneren über 50°C erreicht. Dann kann es passieren,
daß der Container komplett verklebt ankommt und nicht mehr verwertbar ist. Dann haben sich 20 Tonnen Klebemasse mit den Stahlwänden verbunden.
In diesem Zusammenhang ist klarzustellen, daß nach China keine Gummiabfallstoffe eingeführt werden dürfen, nur Produkte. Aber über Vietnam, falls gerade keine Grenzsperren vorliegen, fließt das
Material indirekt in das Land.
P5.Vulkanisierte Abfälle mit geringen unvulkanisierten Verunreinigungen
Sind die Abfälle teilvulkanisiert, ein Phänomen, welches oft bei Spritzabfällen auftritt, dann ist eine Vermahlung nicht möglich. Dies wird verständlich, wenn man in eine Mühle mit schnell
rotierenden Messern und einem 4 mm Lochsieb beispielsweise 5 kg Knetgummi als Vergleichsmaterial für unvulkanisierte Verunreinigungen zugibt. Als Folge verschmiert das Sieb, es entsteht Hitze, und im
schlimmsten Fall brennen Mühle und Verwerter ab.
Q 1. Kleinmengen von Endverbrauchern oder kleineren Unternehmen: Oft werden uns Kleinmengen Gummiabfälle unter 5 t angeboten, die wir mit unserer auf volle LKws ausgelegten Kalkulation nicht preisgünstig bedienen können. Hier hilft oft das örtlich verantwortliche Kreisumweltamt mit Auskunft weiter...
Grundwissen der Gummiverwertung, Technologien der Aufbereitung und Entsorgung von Gummiabfall sowie Gummirecycling und Produkte daraus finden Sie auch hier: http://www.recyclast.de/17537.html
AS= Ackerschlepper-Reifen, EM=Earth-moving-Reifen
Recycling=Beim Recycling wird aus Abfall laut Wikipedia ein Ersatzmaterial=Sekundärrohstoff erzeugt